10. August 2025

WORLD GAMES | CZE-GER 20:19 im Golden Goal

(JS) Wir haben unser Ziel nicht erreicht. Nüchtern betrachtet. Rein statistisch gesehen. Wir haben dreimal nicht gewonnen und haben den Sprung ins Halbfinale nicht geschafft. Aber das alleine reicht natürlich nicht aus, um diese Vorrunde zu beschreiben. Zu einer tieferen Analyse muss man schon ins Detail gehen. Real ist: wir haben null Punkte auf unserem Konto. Aber wir spielen hier World Games. Die beiden Schlüsselspiele waren die gegen Surinam und heute gegen Tschechien. Gegen SUR mit einem Korb Differenz zu verlieren, tut immer weh. Dann gab uns Tschechien ein Geschenk, in dem sie gegen SUR gewannen. Und auf einmal hatten wir es wieder selber in der Hand. Ein Sieg gegen CZE mit 2 Körben Differenz, und wir hätten uns gerade die Kehle aus dem Leib geschrien. Freud und Leid lagen hier nur Minuten auseinander. Wir haben heute ein grandiosen Spiel abgeliefert. Von Minute 28 bis 37 führten wir (endlich) mit 2 Körben und standen 9 Minuten lang im Halbfinale. Die letzten drei Minuten hatte sich Tschechien nochmal an uns vorbeigezittert – und getroffen. Wir nicht. So ist Sport. Der Versuch einer Analyse:
Wir hatten CZE analysiert und beobachtet. Sogar gegen sie gespielt. Das tschechische Team war in Castrop-Rauxel zu Gast bei unserem 3-Nationen-Turnier. Aber beide Teams, CZE und GER ließen sich vor einem Monat nicht in die Karten gucken und spielten nie mit ihrem Wunschteam. Dennoch stellten die Trainer heute so gut auf, wie wir das CZE-Team vermuteten. Es war ein hartes Stück Arbeit. Nach Q1 führte CZE mit 7:5. Nicht gerade aufbauend, wenn man selber „2 vor“ sein muss. Q 2 gewannen wir mit 4:5. Das war ein Halbzeitstand von 11:10.
CZE kam besser ins Spiel. Aber Kompliment an unser Team. Trotz Führung des Teams CZE, bewahrten wir eine hohe Moral und Disziplin und hielten dagegen. Wir merkten, dass da ein Wille war, die 40 Minuten auf 100% durchzuspielen. Mitte Q3 gingen wir erstmals in Führung, ab Min. 27 gar mit 2 Körben, dann sogar mit 3 Körben Differenz. Ich sagte zu Physio Dom neben mir: „abpfeifen“.
CZE lies mental und physisch nach. Sie wechselten häufig. Wir spielten unsere Disziplin runter, wie eine Maschine. Hätten wir zu diesem Zeitpunkt noch 2 Treffen gesetzt und auf +4 erhöht, wäre die Moral der Tschechen gebrochen. Wir gewannen Q3 mit 4:7. Grandios.
Aber dann gelangen uns im gesamten Q4 nur 2 Treffer. CZE glich aus. Damit waren wir „raus“. Das abschließende Golden Goal hatte keine Bedeutung mehr.
Man darf darüber traurig sein. Aber die Botschaft lautete: „Wir gehen hier mit erhobenen Hauptes aus der Halle“. Es hat eben in diesem Jahr nicht zum kleinen Finale gereicht. Die Welt dreht sich trotzdem weiter. Deutschland gehört weiterhin zu den besten Korfballnationen der Welt.
Mit dem Wissen gehen wir morgen ins untere Halbfinale um die Plätze 5 bis 8. Dort wartet Portugal.
Jochen Schittkowski, TM
Foto: Gertrude de Vries