3. August 2019

WM 2019 | Tag 3 – GER-POR 10:14

(JS) Die Ratlosigkeit ob der Niederlage gegen Portugal stand Allen noch lange ins Gesicht geschrieben. Wir hatten am Nachmittag unser drittes Gruppenspiel verloren. Damit wurden wir aus allen Träumen gerissen, denn unser Ziel war bei dieser WM ziemlich hoch angesetzt. Wir wollten ins Spiel um Bronze. Dieses Ziel war genau richtig definiert. Um so grösser ist die Enttäuschung, weil nach der Gruppenphase dieses Ziel nicht mehr erreichbar ist. Jetzt sind 5 Stunden vergangen und wir rätseln immer noch, warum wir nicht ins Spiel kamen…
Dass dieses dritte Gruppenspiel das Schlüsselspiel werden würde, war vorher klar: nur der Gruppenerste kann dem amtierenden Weltmeister Niederlande lange aus dem Weg gehen. Der Gruppenzweite trifft auf die Niederländer bereits im Viertelfinale. Und dann wäre da der Weg ins Bronzespiel verbaut.
Und dass das Spiel gegen Portugal ein besonderes sein würde, war spätestens seit der EM im letzten Jahr in Friesland klar: wir besiegten Portugal in der Gruppenphase und im Halbfinale. Heute stand genau diese Team wieder auf dem Platz. Und sie wollten eine Revanche für die beiden Niederlagen des Vorjahres.
Wir waren gut vorbereitet, wussten, was uns erwartet, kannten ihre Stärken und ihre Schwächen und dennoch waren wir überrascht über ihre Spielweise. Sie spielten von der ersten Sekunde so aggressiv, dass es an die Grenzen des Erlaubten ging. Und darüber hinaus. Sie verteidigten in jeder Situation, Sie warfen weniger als wir. Aber trafen besser. Unser Team analysierte später, dass wir wohl die doppelte Wurffrequenz hatten, und dennoch weniger Treffer daraus generierten. Da es keine Statistik bei dieser WM gibt (!), können wir das nur abschätzen. Die Portugiesen spielten von Beginn an mit Temperament und Feuer und brachten ihre pure Emotion auch so auf den Platz.
Wir fanden keine Antworten darauf.
Das erste Viertel verloren wir 1:4.
Dann fingen wir uns und kamen etwas besser in die Partie. Viertel zwei endete 5:5, Viertel drei endete 2:2. Auch das symptomatisch: In einem Viertel fallen nur 4 Körbe. Im Schlussviertel liefen wir einem 3-Körbe-Vorsprung hinterher. Und dann lief uns die Zeit davon. Man muss dokumentieren, dass uns viel zu wenige Treffer gelangen. Den Portugiesen eigentlich auch, aber sie trafen eben drei oder vier Mal aus großer Distanz, und das machte den Unterschied Nr 1.
Nr 2 war, dass sie das Spiel mit ihrer Emotion führten und wir eigentlich nur reagieren konnten. Ein 10:14 ist nicht gerade korbreich, aber wir brauchten eben für unsere 10 Körbe doppelt so viele Würfe, wie Portugal für seine 14.
Wir haben keine andere Chance, als dieses Spiel abzuhaken. Am morgigen Sonntag ist ein Ruhetag der WM und dann gehen wir am Montag um 15:30 ins Achtelfinalspiel gegen Polen.
Als neues Ziel ist nun Platz 5 ausgemacht. Unser WM-Minimalziel, nämlich die Qualifikation zu den World Games in 2021 in Birmingham/Alabama/USA steht auch noch auf der Agenda. Dafür müssen wir am Montag gegen Polen als Sieger vom Platz gehen.
Pikanterweise serviert uns dieser WM-Spielplan noch eine Besonderheit: Wir könnten in den Qualifikationsspielen für die Platzierungen noch einmal gegen Portugal antreten müssen. Nämlich dann, wenn Portugal im Viertelfinale gegen China gewinnt. Da aber diese Idee jetzt breiten Raum für Spekulationen hergibt, beschränken wir uns auf den richtigsten Satz in der Sportgeschichte:
„Der nächste Gegner ist der schwerste“. Und das ist Polen am Montag.
Jochen Schittkowski, TM, Zimmer 1533, Royal-Hotel, Durban, Südafrika