15 Minuten nach dem Schlusspfiff des Finales begann die Siegerehrung. Hunderte fleissige Hände hatten innerhalb von 15 Minuten das Siegerpodest, Werbe- und Dekorationsbanner aufgebaut; am anderen Ende der Halle wartete ein Flaggenbaum darauf, daß an ihm die Flaggen der ersten drei siegreichen Nationen gehiesst werden konnten. Planmässig sollte die Siegerehrung um 18.00 Uhr beginnen, aber zu diesem Zeitpunkt war sie schon vorbei.

Sie dauerte nur 20 Minuten. Das Siegerpodest war 30 m lang und bot endlich mal Platz, alle drei Mannschaften nebeneinander in Aufstellung zu sehen. Die Bronzemedaille ging an Belgien und wurde überreicht durch J. Venun, Präsident der Junior High Shool Kaohsiung.

Großartiger Applaus und euphorisch-asiatische Geräuschkulisse begleiteten das Team des Gastgeberlandes Chinese Taipei (Republik of China auf Taiwan), als die silberne Medaille überreicht wurde. Prof Ying-Che Huang, Vizepräsident IKF Asien, und Chao Chun Hsu, Hauptgeschäftsfüher des Kaohsiung Organisation Comitee (KOC) überreichten die Medaillen und den Silberpokal an das Team, das in der Vorrunde Belgien besiegen konnte und so den Grundstein legte, dass es einmal nicht zu einem Finale der Abo-Finalisten Niederlande und Belgien kommen konnte. Im Finale zwar chancenlos müssen wir dem Gastgeberteam aber dennoch für absolut engagiertes Korfballspiel während diese Turniers besonders danken.

Dass das Medieninteresse in Taiwan groß war, haben wir berichtet, viele der Spiele wurden nicht nur auf der IKF-Website übertragen, sondern auch im taiwanesischen Fernsehen. Einer der vier staatlichen Fernsehsender war heute abend mit sieben Kameras in der Halle, um nicht nur das Finale zu übertragen, sondern auch die Siegerehrung. So war es ziemlich schwierig eine optimale Position für das beste Foto des Siegers zu "schiessen", weil ständig rollbare Kamerastative und Kabelhelfer vor dem Podest rouchierten.

Als der Präsident des IKF, Jan Fransoo (Niederlande), begleitet von Shi Fang Yu, Managementdirektorin der (KOC)zur Überreichung der Goldmedaillen zum Podest schritten, hatte das auch etwas von Hollywood. Es fehlte nur noch der rote Teppich. Herrscharen von Medaillenhostessen trugen Tabletts mit den Medaillen herein, eine Hostess für jede Medaille! Und jeder Spieler erhielt zusätzlich einen Blumenstrauss. Ich zählte an die siebzig Hostessen, natürlich einheitliches Outfit, die dem Siegerehrungprocedere noch mehr Glamour gaben.

So überreichte der Präsident die Medaillen an den alten und neuen Juniorenweltmeister Niederlande, dessen Fans orangefarbene Farbtupfer setzten. Die Niederlande sind das ultimativ beste Team. Glückwunsch Niederlande zur Goldmedaille.

Wer allerdings gedacht hatte, dass nunmehr die weiteren Platzierungen genannt wurden, sah sich getäuscht. Nach den zuvor beschriebenen Aktionen, es waren vielleicht 15 Minuten vergangen, war die Siegerehrung einfach vorbei. Es gab keine Dankesreden, weder an die Organisatoren, noch an das Publikum. Es gabe keine Nennung weiterer Platzierungen, kein Dank an die Schiedsrichter, keine weiteren Plaketten: bester Korbschütze, fairstes Team etc. etc. Das deutsche Team war, ebenso wie alle anderen teilnehmenden Nationen, in der Halle anwesend, aber niemand nannte unseren siebten Platz.

Die Feier war einfach vorrüber.

Bis auf die nichtoffizielle holländische Polonäse der mittlerweile in gelb gekleideten niederländischen Spieler, denn die hatten mit Chinese Taipei in der Zwischenzeit die Trikots getauscht. Begleitet von orangefarbenen Regenschirmen liess sich das Oranje-Team verdient feiern. Und nicht zu vergessen, die Hunderte von Megabites, die auf taiwanesischen Digitalkameras verbraucht wurden, um das, was in der Halle gerade geschah, auf die Speicherchips zu bannen.

Lesen Sie im Report 22 ein Interview mit dem Präsidenten des IKF, Jan Fransoo.

direkt aus Kaohsiung * Taiwan Jochen Schittkowski