8. November 2008
Eine Weltmeisterschaft ist ein Megaereignis. Nicht nur für den Veranstalter, sondern auch für jedes Team. Die deutsche U 23 hat sich final seit dem Sommer äusserst instensiv auf dieses Turnier vorbereitet. Eine Säule der Mannschaftsarchitektur ist die medizinische und sportphysische Betreuung. Deutschland wird von den Physiotherapeuten Tobias Kehlenbach und Dominik Werthmann betreut. Am Abend des 6. Spieltages sprach Jochen Schittkowski mit Ihnen im Restaurant des deutschen Mannschaftsquartieres, URBAN Hotel 33 in Kaohsiung/Taiwan.
Frage | bei welchen Sportarten ward ihr bisher selber aktiv und ward als Physios dabei ? |
Kehlenbach | Fussball, und zwar beim SSV Merten |
Werthmann | Tennis und Volleyball. |
Frage | Wo begann Euer Kontakt zum Korfball? |
Kehlenbach | eine halbe Saison beim TuS Wesseling, dann bei der U 19 beim JWC in Leeuwarden/NL |
Werthmann | ich bin zum ersten Mal zum Junior World Cup in Leeuwraden zur Mannschaft gekommen. |
Frage | Wie kam der Kontakt zum Korfball zustande? |
Kehlenbach | in einer lauen Sommernacht 2007...grins, ...ein Freund, den ich seit Kindergartenzeiten kenne , hatte eine Freundin, die Korfball spielte (Anmerkung: Andrea Kanonenberg/TuS Wesseling). So war der Kontakt hergestellt. |
Bild: links: Dominik Werthmann, rechts: Tobias Kehlenbach
Frage | Wo arbeitet ihr in Deutschland? |
Kehlenbach | in Bonn, in einer Physiotherapiepraxis. |
Werthmann | in Hürth, in einem ambulanten Rehazentrum: PROMEDIC * REHA und RRÄVENTION. |
Frage | Wer finanziert Euren Aufenthalt in Kaohsiung? |
Kehlenbach | Wir selber. Natürlich werden die Flug-, Hotel- und Verpflegungskosten durch das Budget des Verbandes getragen. Aber wir haben Urlaub von unserem Job zu Hause und arbeiten hier unentgeltlich |
Frage | Wem gehört Eurer technisches Equipment? Massagebänke etc.? |
Werthmann | uns selbst. |
Frage | Was habt ihr dabei? |
Werthmann | 50 Rollen Sporttape, Massageöle, Cremes, Kinesiotape, Geschlicklichkeitsleiter, Bandagen, Eissprays, Schröpfgläser, Pflaster, Medikamente. Einen Bottich für Eisbäder haben wir hier gekauft. |
Frage | Hattet ihr Übergepäck und musstet ihr dafür Gebühren bezahlen? |
Werthmann | ja, 35 Kg Zusatzgewicht. Mussten wir aber nicht bezahlen, weil das vorher mit China Airlines so besprochen war.(Bild links: Tobias Kehlenbach mit Physiogepäck am Frankfurter Flughafen) |
Frage | Wer bezahlt die Materialien, die ihr hier verwendet? Ich hörte, das Mannschaftsbudget wird nicht belastet. |
Kehlenbach | Nein. Die Materialien haben wir mitgebracht. Das war schon bei der U 19 so, und ist hier nicht anders. Die Kinesiotapes werden gesponsort durch die Firman K-ACTIVE. Siehe auch www.k-active.com |
Frage | Auf Euren Trikots steht “Physiotherapeut Deutschland? |
Kehlenbach | Ja, die Trikots haben wir selber gekauft und selber bedrucken lassen. |
Frage | Wie sieht Euer Arbeitstag in Kaohsiung aus? |
Werthmann | Wir folgen der Mannschaft: Frühstück Morgens, erste Besprechung, Training in der Halle besteht meist aus Dehnübungen und cool-down, Mittagessen, vielleicht wieder Besprechungen, erste Massagen auf dem Hotelflur, erstes “Tapen”, dann die Versorgung vor dem Spiel. |
Frage | Wie sieht die genau aus? |
Kehlenbach | Das macht Dom. |
Werthmann | Das Aufwärmprogramm dauert ca 45 Minuten und geschieht in der Aufwärmhalle. Wir nennen das “hot-up”. Aufwärmen der gesamten Muskulatur, Arme, Beine, Rumpf. Dann ca 15 Minuten vor Spielbeginn in der Halle spieltypische Übungen, Puls hochfahren und dann Einwerfen mit dem Trainer. Die letzte mentale Vorbereitung eine Minute vor dem Einlaufen gehört Hendrik. Während des Spiels natürlich Betreuung, zum Glück ist nichts Schlimmes passiert. |
Anmerkung des Interviewers: Nach Spielende, wenn die Mannschaft wieder im Hotel ist, wird massiert. Das dauert auch schon mal zwei Stunden, wenn also alle schon im Restaurant gegessen haben ist im 5. Stock auf dem deutschen Flur noch Kneten angesagt.
Oft treffen wir uns dann erst um 23.00 oder 24.00 Uhr zum "Tages-Cool-Down", zu letzten Gesprächen und zum Informationsaustausch und natürlich zum letzten Bier.
Kleine Zusatzinformation am Rande: Tobias Kehlenbach und Dominik Werthmann waren auch bei den Vorbereitungen der U 23 seit dem Sommer aktiv dabei, haben Übungen für das warm-up vorgestellt, haben an verschiedenen Trainingseinheiten mitgewirkt und sind auch teilweise bei den letzten Testspielen in den Niederlanden vor Ort gewesen.
(Bild links: Hendrik Menker und Sven Müller auf den Massagebänken im Hotel)
Frage | Hat Eure Arbeit seit dem Sommer Früchte getragen? |
Kehlenbach | Wir glauben, dass die Koordinationsfähigkeit verbessert worden ist. |
Werthmann | Aber: es kann immer noch besser werden. .. grins.. |
Frage | zum Beispiel? |
Werthmann | die Körperbalance muss verbessert und weiterentwickelt werden. Und an der Rumpfstabilität müssen wir arbeiten. |
Kehlenbach | an der Beweglichkeit im Allgemeinen muss unbedingt gearbeitet wereden. |
Frage | Was heisst denn eigentlich: muss gearbeitet werden? Die WM ist in zwei Tagen vorbei? |
Kehlenbach | Na klar, aber es soll doch weitergehen. Henning Eberhardt und Andre Heppner haben sich für das Amt der U 21 Trainer beworben. Und zwar mit einem ganzheitlichen Konzept. |
Werthmann | Wir sind Bestandteil dieses Konzeptes auf der medizinischen Seite. Unsere Bewerbung steht, wir unterstützen diese Bewerbung mit der Zusage, den Physioteil abzudecken. |
Info am Rande: Bestandteil dieses Konzeptes ist auch die Bewerbung für die Aufgabe des Managements durch Britta Weber und der Betreuung durch Lina Geue.
Frage | obligatorische Frage zum Schluss: Wer ist für Euch der beste Sportler aller Zeiten? |
Werthmann | Michael Jordan, der Basketballer der Chicago Bulls/NBA |
Kehlenbach | alle Sporler, die unendgeltlich Sport treiben, aber unbekannt sind. Vor allem Sportler von Behindertenwettkämpfen |
Jochen Schittkowski * Urban Hotel 33 * Kaoshiung/Taiwan