7. November 2008

REPORT 19 * U 23 WM Kaohsiung/Taiwan * Deutschland - Tschechien * 17:12

Deutschland ist am Abend nach einer zumindest in der ersten Halbzeit souveränen Leistung und einem Sieg über Tschechien Siebter der fünften Junioren-Korfball-Weltmeisterschaften in Kaohsiung/Taiwan geworden. Es war eine Weltmeisterschaft der Emotionen, des Auf und Ab, des Jubelns und des Köpfeschüttelns. Mehr zu den Analysen dieses Turniers in den nächsten Tagen. Heute abend feiert das Team den siebten Platz. Meine Hauptbotschaft lautet: "Kopf hoch, ihr habt Deutschland sportlich trotz Allem würdig vertreten. Glückwunsch".
DTB/Schittkowski-Bild: beim Abspielen der Nationalhymnen: die Teams aus Deutschland und Tschechien in Kaohsiung
Beginnen wir heute mal mit dem Schlusskommentar des Trainers Harold Kuklinski direkt nach Spielende: "Das war heute für uns nicht das Spiel um Platz sieben, sondern das Abschiedsspiel eines phantasischen Jahrgangs, der seit der U 16 zusammen trainiert hat. So haben wir das Spiel auch bestritten, wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gesehen, die zweite lief dann nicht so rund. Der siebte Platz ist natürlich vollkommen am Ziel vorbei, auch vollkommen frustrierend. Alle haben viel mehr erwartet, alle haben Leidenschaft und Emotion in dieses Projekt gesteckt, weil es das letzte Spiel war. Und ich glaube, dass haben wir ganz gut gemacht."
Henning Eberhardt, Co-Trainer: "Trotz aller Frustration und Niederlagen hat das Team gestern schon Charakter gezeigt (Anmerkung: Spiel gegen Catalonien) und dadurch hat es heute auch gewonnen."
Die Analyse des Spiels bestätigt diese Statements:
In der Halle vielleicht 80 Zuschauer, taiwanesische Cherleader bringen die Halle in Stimmung. Die Mannschaften werden wie immer in taiwanesisch und englisch vorgestellt und begrüsst. Die Teams laufen ein und hören die Nationalhymnen Deutschlands und der tschechischen Republik.
Das hier ist etwas anderes, als ein Gruppenspiel. Im Grunde geht es nicht mehr um Viel. Vielleicht um die Ehre, man will doch lieber Siebter werden, als Achter.
Der Präsident des Internationalen Korfball Verbandes, Jan Fransoo, (Niederlande) sitzt auf der Tribüne, die Präsidiumsmitglieder Graham Crafter, Generalsekretär (England), Frank Buvens (Belgien) und der Regionalvizepräsident für Asien, Ying-Che Huang (Taiwan) ebenfalls.
Die Deutschen legen los wir die Feuerwehr. Führungstreffer durch Sven Müller (Pegasus) nach 40 Sekunden. Ausgleich für Tschechien, 2:1 durch Henning Schmidt. Das deutsche Team spielt endlich mal wieder den Korfball, den wir viel zu wenig in Taiwan gesehen haben: Druckvoll, sicher, souverän. Zu Beginn ein ziemlich ausgeglichenes Spiel, weil die Tschechen die deutsche Führung immer wieder ausgleichen. Bis es Hendrik Menker mal zu bunt wird: 6:4. Endlich ein mal ein 2 Körbe Vorsprung.
Und jetzt passiert etwas, was bisher gefehlt hat: Deutschland bleibt nicht bei diesem knappen Vorsprung, sondern baut ihn aus. Die Glanzstrecke der ersten Halbzeit: Hendrik Menker, der sich zum Schluss in diesem Spiel 7 Mal in die Trefferliste einträgt, Henning Schmidt, Lennart Schwirtz und Heike Büsing schaffen 7 Körbe in Folge und bringen unser Team auf ein 11:4. Na, geht doch!!
Mit 13:5 gehen wir in die Pause.
Das Match wurde gut geleitet. Wing Hung Lee aus Hongkong und die Assistenten Charles Byleveldt (Südafrika) und Paul Jeanes (England) haben keinerlei Probleme mit der Spieldisziplin.
Ich bleibe bei der Meinung von Teamchef Harold Kuklinski, dass die zweite Hälfte dann wieder nicht so gut lief. Die haben wir nämlich gegen die stärker werdenden Tschechen mit 4:7 verloren. Unter dem Strich steht aber denoch ein Endergebnis von 17 : 12. Das war der Sieg, das war der siebte Platz.
Capitän Hendrik Menker (Selmer KV) nach
Spielende: Das war heute ein sehr gutes Spiel, die Enttäuschung ist zwar immer noch da, aber jetzt feiern wir erst einmal.
Das ist richtig. Wer mit dem Ziel einer Bronzemedaille vor Beginn hausieren geht, muß über einen siebten Platz enttäuscht sein. Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch gesteckt, vielleicht, oder sogar bestimmt, sind wir nicht so schlecht, wie es die Platzierung ausdrückt. Es haben sich Wandlungen ergeben. Taiwan hat Belgien geschlagen, Russland hat gegen uns eine superstarke Vorstellung abgegeben. Die Karten waren in Taiwan jetzt mal anders verteilt. Natürlich muss man über die Entwicklungen nachdenken. In der Abschlussbesprechung des deutschen Teams, die soeben zu Ende ging, bedankte sich der Cheftrainer der U 23, Harold Kuklinski beim Team für eine wunderbare Zeit. Dies war das letzte Spiel unter seiner Regie. Dafür bekam er einen langandauernden Applaus. Jeder Spieler kann für sich entscheiden, welchen Stellenwert diese Weltmeisterschaft und dieser Platz in der Karriere des Sportlers einnimmt.
Ich bleibe dabei: Fehler müssen analysiert werden, aber das Team hat unser Land weit in der Ferne sportlich hervorragend vertreten. Auch Niederlagen machen stark. Anderen Teams, die heute mal besser waren, Anerkenntnis zu zollen, gebührt die Fairness und ist notwendiger Bestandteil im Sport.
Bilder: Mitte l: Sven Müller, Mitte r: Julia Müller(8), unten: Lennart Schwirtz, Henning Schmidt, Katharina Holtkotte
Statistik: Anfangsformation: erster deutscher Angriff:
Hendrik Menker , Sven Müller, Julia Müller, Heike Büsing,
erste deutsche Verteidigung:
Henning Schmidt, Lennart Schwirtz, Katharina Holtkotte, Linda Schiller
später wurden eingewechselt: Tim Langhorst, Fabian Kloes, Karen Fuchs, Carolin Rudolph
Körbe:
Hendrik Menker7 Körbe
Henning Schmidt4
Lennart Schwirtz2
Tim Langhorst1
Sven Müller1
Heike Büsing1
Katharina Holtkotte1
direkt aus Kaohsiung * Taiwan
Jochen Schittkowski