Kommentar des Trainers Harold Kuklinski direkt nach Spielende: "Dies war ein Arbeitssieg. Die erste Halbzeit war schlecht, in der zweiten Halbzeit haben wir es dann besser gemacht, wir haben den Ball besser laufen lassen und haben auch endlich wieder die Treffer gesetzt, die wir so dringend brauchen. Ich bescheinige dem Team eine sehr gute Verteidigung, der Angriff liess in der ersten Halbzeit zu wünschen übrig, aber in Spielhälfte zwei haben wir das ganz ordentlich gemacht." "Das Ziel für heute war ein Sieg über Tschechien, und dieses Ziel haben wir erreicht." so Kuklinski weiter, "und, was viel wichtiger war: wir sind nicht in ein Loch gefallen."

"Aber", so meine Gegenfrage: "Wir müssen deutlich besser werden, um morgen zu punkten!!" "Ohne Frage," so Kuklinski, "aber das werden wir auch."

Zu Beginn des Matches sah es aber nicht nach einem "Aufbäumen" oder "Leistung gegen Russland vergesen lassen" aus. Tschechien ging 2:0 in Führung. Das deutsche Team tat sich schwer, ins Spiel zu finden. Aus der Sicht des Chronisten gelang dies in den ersten 20 Minuten kaum. Nach den ersten 10 Minuten gelangen überhaupt keine zwingenen Korbwürfe. In der Mitte der ersten Hälfte gelang der erste deutsche Treffer. Sven Müller (Pegasus Rommerscheid) trifft zum erlösenden 2:1, kurz darauf gleicht Martin Schwarze (Adler Rauxel) zum 2:2 aus, besser noch: Henning Schmidt (Adler Rauxel) und Hendrik Menker (Selmer KV) bringen Deutschland mit 2 Körben in Front.

Wer aber dachte, dies sei der auslösende und befreiende Moment gewesen, die Mannschaft von der Last der Russland-Niederlage zu befreien, sah sich getäuscht. Es häuften sich Abspielfehler und unkonzentrierte Korbwürfe, die ihr Ziel verfehlen. Der Druck, in diesem Spiel gewinnen zu müssen, war wohl zu groß, um unbelastet Korfball spielen zu können. Deutschland baute Tschechien durch die fehlerbehaftete Spielweise auf. Nach einem Anschlußkorb stellte Martin Schwarze kurz vor dem Halbzeitpfiff wieder den 2 Körbe-Vorsprung her. Mit 5:3 ging es in die Pause.

Die ersten 5 Minuten der zweiten Spielhälfte begannen so, wie die erste Hälfte geendet hatte. Fehlwürfe, Ballverluste und unkoordiniertes Spiel liessen 5 Minuten vergehen, ehe Deutschland erstmals einen 3 Körbe Vorsprung verbuchen konnte. Vielleicht war das der Moment, der zu der Erkenntnis führte; "wir können dieses Spiel gewinnen".

Das Spiel wurde besser, auch wenn der Erfolg hart erarbeitet werden musste. Glücklich über die Art und Weise des Sieges kann man im deutschen Lager nicht sein, sehr wohl aber über die Erkenntnis, dass die Mannschaft nun doch den Sieg erarbeitet hat. Der 3-Körbe-Vorsprung wurde verteidigt. Anschlusstreffer der Tschechen wurden postwendent durch Treffer von Martin Schwarze, Henning Schmidt, Linda Schiller und zum Schluss auch durch Capitän Hendrik Menker beantwortet.

Jetzt erst kam die Mannschaft zu ihren alten Tugenden zurück. Das Spiel wurde besser.

Am Ende stand ein 13 :10 Erfolg auf der Anzeigtafel. Das heutige Ziel ist erreicht. Wir sind Gruppendritter und treffen morgen um 16:00 Uhr Taiwanzeit (9:00 Uhr MEZ) auf Catalonien, das zwar heute gegen Australien mit 8:23 gewann, aber in der Tabelle des Pools B Vierter bleibt.

direkt aus Kaohsiung * Taiwan Jochen Schittkowski

Bilder: oben links und unten: Martin Schwarze, Sven Müller, Linda Schiller; oben rechts: Sven Müller, Linda Schiller