10. Mai 2007

Hammer und Schweinehund

Heute trinkt Uli Augat seinen vorerst letzten Kaffee. Ab morgen gibt es nur noch Tee oder Wasser. Foto: WAZ, Richmann/HG Wo ist Augat? Insgesamt machen sich 360 Castrop-Rauxeler Läufe auf die Wege durchs Ruhrgebiet. Foto: WAZ, Archiv
Der Castrop-Rauxeler Korfballtrainer Ulrich Augat ist einer von vielen Freizeitläufern. Die Kleidung und die Ernährung sind das A und O - Die Vorbereitung läuft das ganze Jahr
LEICHTATHLETIK KARSTADT-RUHRMARATHON Augat: Eigentlich schon. Die Vorbereitung fängt aber nicht unmittelbar vor dem Wettkampf an, sondern erstreckt sich über ein ganzes Jahr. Normalerweise schlüpfe ich zweimal pro Woche in meine Laufschuhe und laufe dann so zwischen fünf und 15 Kilometer. Vor den Wettkämpfen steigert sich das Pensum natürlich nochmal. Am Sonntag will ich unter zwei Stunden laufen.
Gibt es so etwas wie ein Idealrezept der richtigen Vorbereitung?
Augat: Nein. Jeder Läufer muss sein individuelles Trainingsprogramm selbst erstellen. Es gibt viele Läufer, die Steigerungsläufe und Intervallläufe bevorzugen. Ich gehöre zu denjenigen, die mit der Pulsuhr und der Ausdauer arbeiten. Meine Strecken habe ich vorher mit dem Fahrrad abgemessen und mir gewisse Anhaltspunkte gesteckt, die ich zeitlich erreichen will.
Welche Laufstrecken bevorzugen Sie ?
Augat: Ich laufe meistens durch das Castroper Holz oder am Kanal in Richtung Henrichenburg bis zum Schiffshebewerk. Trainiere ich für den Vollmarathon, geht es regelmäßig über eine Trainingsstrecke am Dortmund-Ems-Kanal entlang über 22 Kilometer.
Kommt dann der berühmte "innere Schweinehund" ins Spiel?
Augat: Auf jeden Fall. Morgens um Vier klingelt der Wecker. Dann geht es ins Cafe?. Gegen 15 Uhr mache ich Feierabend. Dann stellt sich die Frage: Couch oder Laufschuhe? Diese Frage beantwortet sich automatisch. Manchmal frage ich mich auch: Warum mache ich das eigentlich?
Stimmt, gute Frage...
Augat: (lacht) - Das kann man nicht nachvollziehen, wenn man noch nie einen Marathon gelaufen ist. Es ist einfach ein geiles Gefühl, wenn man fix und fertig über die Ziellinie läuft und sein großes Ziel erreicht hat.
Geiles Gefühl? Inwiefern?
Augat: Man sagt, dass der erste Marathon der schönste ist. Den bin ich vor acht Jahren am Essener Baldeneysee gelaufen. Das Publikum hat jeden Läufer angefeuert. Ab Kilometer 35 kommt der "Mann mit dem Hammer." Die Kraft ist am Ende. Doch die anderen Läufer, die einen ähnlichen Leistungsstand haben, sprechen einem Mut zu. Wenn ein Läufer nicht mehr kann, erkennt man das sofort. Dann rappelt man sich auf, sieht die Schilder 39, 40, 41 Kilometer und läuft ins Ziel, damals genau meiner Frau in die Arme. Eines der schönsten Gefühle, die ich je in meinem Leben hatte.
Welche Rolle spielt die Ernährung bei einem Lauf über 42,195 Kilometer?
Augat: Eine ganz entscheidene. Es empfiehlt sich natürlich nicht, in den Tagen zuvor eine Pommes mit Currywurst zu essen. Doch auch bei der Ernährung hat jeder seine ganz eigenen Methoden. Ich esse am Tag zuvor Nudeln und trinke nur noch Wasser oder Tee. Diese Getränke nehme ich dann auch während des Laufes zu mir.
Und wie ist das mit der richtigen Ausrüstung?
Augat: Das A und O. Besonders die Oberbekleidung ist wichtig. Das unterschätzen viele Läufer. Man muss sich das so vorstellen: Die Läufer sind vier bis fünf Stunden auf der Strecke und schwitzen ununterbrochen. Bei der falschen Bekleidung unterkühlen viele. Genauso ist das mit den Schuhen. Wenn die Probleme machen, dann hat man tatsächlich ein Problem.
Haben sie bestimmte Motivationshilfen?
Augat: Klar. Bei den Trainingsläufen darf der MP3-Player nicht fehlen. Das ist dann pure Entspannung für mich. Mit Metallica, den Stones oder Nickelback lässt es sich ganz gut laufen.
10.05.2007 WAZ, Castrop-Rauxel
von dduelfer