20. Dezember 2006

"Dieser Weg… wird kein leichter sein"

Drei Schildgener holen die Bronzemedaille bei der U21-Korfball-Europameisterschaft
SCHILDGEN. Xavier Naidoos Lied "Dieser Weg" hat nicht nur den Klinsmann-Kickern den dritten Rang bei einem großen Turnier 2006 beschert.
Auch die deutschen U21-Korfballer fanden ihren Weg durch den Song auf Platz drei bei der Europameisterschaft in Porto Salvo/Portugal. Gleich drei Gladbacher Vertreter standen im Kader: Heike Büsing (21), Martin Schafföner (17) und Tim Wagler (19) gehen sonst für den TuS Schildgen in der Verbandsliga auf Korbjagd.
Die Parallelen zum "Fußball-Weltmeister der Herzen" gehen noch weiter. Auch die deutschen Korfballer zehrten bei ihrem Erfolg vom unglaublichen Teamgeist: "Normalerweise verstehen sich die Sportler aus dem Rheinland und Westfalen nicht so gut. Wir waren aber mehr als eine Zweckgemeinschaft, schließlich kennt sich der Kern seit der U16", erklärt Büsing. Zusammen wurde dann öfters ein gemeinsames "Dieser Weg… wird kein leichter sein" angestimmt.
Da erscheint es fast schon logisch, dass jeder Akteur mit dem Adler auf der Brust den beiden Letztnominierten im Kader pro Kopf zehn Euro spendete: "Jeweils sieben Jungen und Mädchen durften mit an die Algarve fahren. Die beiden, die an siebter Position standen, konnten sich nicht viel Spielzeit ausrechnen. Darum hat unser Trainer Harold Kuklinski diese Maßnahme vorgeschlagen", so Schafföner, der als "Benjamin" des Teams davon profitierte. Dennoch durfte der Gymnasiast des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums jeweils fünf Minuten gegen Tschechien und die Niederlande ran. Er will sich nun für die U23-Mannschaft empfehlen, in die die drei Schildgener nun aufsteigen können. Spielberechtigt bleibt Schafföner sogar noch für die U19.
Die Zeit bei den U21-Junioren bleibt den TuS-Spielern sicherlich noch lange im Gedächtnis. Die Vorbereitung begann bereits ein Jahr zuvor. In den Köpfen spukte damals schon die Bronzemedaille herum. Doch bis dato hatte die Mannschaft immer kurz vor dem Ziel gepatzt. Nach dem Sommer wurde der Trainingstakt auf drei wöchentliche Treffs erhöht. Topfit und höchst motiviert landete die Deutschland-Auswahl in Lissabon. Wie gewohnt ging der Auftakt in die Hose. Die Gegner aus England behielten mit 10:9 die Oberhand: "Das war ein echter Tiefschlag für uns. Die Partie hatten wir vorher schon abgehakt. Das war eine reine Einstellungsfrage", erinnert sich Büsing. Tim Wagler markierte zwei Körbe, kann die Niederlage aber immer noch nicht verstehen: "Beide Mannschaften haben auf viele Stammkräfte verzichtet. Eigentlich hätten wir dennoch siegen müssen."
Die Begegnung gegen Tschechien erhielt vorentscheidenden Charakter. Schildgen & Co schalteten einen Gang höher und gewannen die Partie überraschend deutlich mit 18:11. Nach dem 15:14-Sieg der Tschechen über die Briten beendeten die deutschen Korfballer die Vorrunde überraschend noch als Erster.
Mit Russland wurden die Aufgaben in der zweiten Gruppenphase nicht einfacher, der Weg war wie bei Xavier Naidoo eben "steinig und schwer": "Die Russen sind eine aufstrebende Korfball-Nation, die stark aus den führenden Niederlanden gefördert wird. Gegen die russische Mannschaft hatten wir zuvor noch nicht gewonnen, doch an diesem Tag lief alles wie am Schnürchen. Wir haben nie zurückgelegen und musste keine Angst haben, die Begegnung zu verlieren", schildert Wagler den lockeren 18:15-Einzug ins Halbfinale mit überragenden fünf Büsing-Treffern. Mit diesem Wissen und einem freien Tag im Hinterkopf wurde erst einmal ausgiebig gefeiert und auch der portugiesische Strand bei herbstlichen 20 Grad Celsius besucht. Eine Last fiel von den bundesdeutschen Korfball-Adlern. Das letzte Gruppenspiel gegen den Mitfavoriten aus Belgien wurde trotz eines Wagler-Korbes mit 8:15 verloren, die ungeschlagenen Anwärter Nummer eins auf den Titel, die Niederlande, waren somit Gegner im Semifinale.
Das 5:21 war dann "Käse". Die Korfballer des Nachbarlandes ließen den Deutschen, für die Tim Wagler einmal traf, im Halbfinale keine Chance und zogen verdient ins Endspiel ein. Ein Achtungserfolg gelang dennoch. Büsing: "Der gegnerische Trainer steht niemals auf. Das muss er auch sonst nie. In diesem Spiel hat er aber brüllend am Spielfeldrand gestanden. Im Endeffekt sind wir den Niederländern und Belgiern spielerisch auf jeden Fall näher gekommen." Die Schildgener Akteure trafen im Spiel um Platz drei erneut auf die englische Truppe. Mit einem 11:9-Kraftakt holten sich die Deutschen Korfballer die Bronzemedaille. Heike Büsing erzielte dabei einen Korb. Gerade mit den Unterlegenen verstehen sich die deutschen Spieler gut. Flüchtige Bekanntschaften werden seit Jahren gepflegt. Der dritte Rang bedeutet gleichzeitig die vorzeitige Qualifikation für U23-Weltmeisterschaft. Vermutlich wieder mit Schildgener Besetzung. Das Turnier gewannen letztlich (natürlich) die Niederländer mit 17:11 gegen Belgien.
Nach dem internationalen Erfolg läuft es Nordrhein-Westfalens höchster Klasse, der Verbandsliga, derzeit nicht so rund für den TuS. Nach einem kurzen Intermezzo an der Spitze ist der TuS Schildgen zurückgefallen. Aber noch ist das letzte Wort in Sachen Meisterschaft nicht gefallen: "Es tut sich nicht viel. Die ersten Fünf haben immer noch gute Titelchancen. Es ist nichts verloren, wir werden uns in der Winterpause sicherlich fangen – wie immer", verspricht der Zivildienstleistende Tim Wagler. www.tus-schildgen.de 20. Dezember 2006 | Quelle: (LH) Bergische Landeszeitung