
11 July 2023
Die U21-Nationalmannschaft auf Umwegen
. Pünktlich um 4:40 Uhr versammelten sich alle Spielerinnen und Spieler im Terminal A am Düsseldorfer Flughafen. Dem Geburtstagskind Madeline, die heute ihren 21. Geburtstag feiert, galt zunächst die volle Aufmerksamkeit: Umarmungen, Geschenke und liebe Worte. Der Check-In und die Sicherheitskontrolle verliefen soweit reibungslos. Einzig die noch gefüllte Wärmflasche von Madeline blieb am Düsseldorfer Flughafen zurück. Am Gate angekommen, war noch genug Zeit für die wichtigen Dinge: schlafen, essen, Fotos machen und natürlich UNO spielen.
Mit ein wenig Verspätung startete dann das Busboarding. Alle saßen auf ihren Plätzen - mit sehr wenig Beinfreiheit - und freuten sich auf den nur einstündigen Flug nach Prag. Herzlich wurden wir von der Crew an Board begrüßt: „Herzlich Willkommen am Board des Fluges EW9772 nach Venedig.“ Venedig? Das gesamte Team schaute mich entsetzt an und kommentierte: „Johanna, sind wir etwa im falschen Flugzeug?“ Zum Glück kam relativ zügig die Entwarnung der Flugbegleiterin, die einen Hinweis ihrer Kollegin bekam: „Wir fliegen natürlich nach Prag.“ Erleichtertes Raunen. Dass das nicht die einzige Überraschung auf diesem Flug bleiben würde, ahnten wir nicht. Wir lehnten uns zurück, hörten Musik und schliefen. Knapp 20 Minuten vor der geplanten Ankunftszeit in Prag ertönte dann eine Durchsage des Piloten: „Ich bitte Sie um Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Wir mussten aufgrund eines technischen Defekts der Maschine, der nicht in Prag zu reparieren ist, umdrehen und befinden uns bereits auf dem Rückweg nach Düsseldorf.“ Fassungslosigkeit breitete sich aus, fragende Blicke wurden sich zugeworfen: „Wie, zurück nach Düsseldorf?“ Zunächst bekamen wir keine Antworten auf die vielen Fragen, die uns durch den Kopf schwirrten: „Was passiert unserem Gepäck? Wie kommen wir jetzt nach Prag?“ Die Landung des Piloten am Düsseldorfer Flughafen war so hart wie die Realität: Wir waren tatsächlich wieder in Düsseldorf. So kurz vor dem Ziel und doch wieder am Ausgangspunkt. Frustrierend, aber die Laune des Teams konnte das nicht erheblich trüben. Der Pilot verkündete kurz vor dem Ausstieg aus dem Flugzeug, dass wir mit einer neuen Maschine und der gleichen Crew in einer Stunde nach Prag fliegen würde. So wurden wir mit dem Bus zum Gate gebracht und warteten dort erneut: schlafen, essen, Fotos machen und UNO spielen. Auf ein Neues. Erneut Busboarding, erneut wenig Platz im Flugzeug. Doch der zweite Versuch verlief dann endlich erfolgreich: Um 11:15 Uhr landeten wir sicher in Prag. Die Crew wünschte der Mannschaft viel Erfolg bei der Europameisterschaft und einem großen Teil des Teams war anzusehen, dass sie erleichtert waren, nun endlich tschechischen Boden unter den Füßen spüren zu können. Noch größer war die Erleichterung nur, als alle ihren Koffer vom Kofferband hoben.
In der Ankunftshalle des Flughafens wurde unser Team durch Coach Vincent vervollständigt, der bereits gestern in Prag angekommen war. Gemeinsam machten wir uns in zwei Vans und einem Kombiwagen auf den Weg nach Kolin. Um 13:15 Uhr kamen wir an, bezogen die Zimmer, ruhten uns aus und kauften Kleinigkeiten im nahegelegenen Supermarkt ein.
Zum Training und zu den Spielen müssen wir gute 20 Minuten zu Fuß laufen. Zwar führt der Weg uns malerisch an der Elbe entlang, aber bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius kann der Spaziergang doch als eine schweißtreibende Angelegenheit bezeichnet werden. Doch der Weg zur Halle lohnt sich. Die Sporthalle erstrahlt in besonderem Glanz: poliertes Holzparkett, hohe Decke und moderne Kabinen. Die Spielerinnen und Spieler loben den Boden, der (anders als gewohnt) nicht rutschig ist. Beste Voraussetzungen für die kommenden Spiele. Bei einem gemeinsamen Abendessen lassen wir den aufregenden Reisetag nun ausklingen. Für heute gilt: Auch Umwege führen zum Ziel.
Bericht von Johanna Gnutt (Teammanager DTB U21)