21. April 2006

Cramer-Team lässt Belgien zittern

Favorit setzt sich im Halbfinale Dank Top-Scorer Cleyman und Schlussspurt mit 17:10 durch. Starker Auftritt von Deutschlands Nationalteam. Nun am Samstag um Platz drei.
KORFBALL EUROPAMEISTERSCHAFT Nachdem der große Regen auf und durch das Dach der La?szlo?-Gaba?nyi-Sporthalle in Budapest geprasselt war und eine fast zweistündige Verzögerung herauf beschworen hatte, konnte Belgien nur mit Mühe ein Korfball-Erdbeben verhindern. Deutschlands Korfball-Equipe hatte den haushohen Favoriten im EM-Halbfinale lange Zeit am Rand einer Niederlage. Doch letztlich endete die Partie "Deutschland gegen Bart Cleyman" mit 10:17 (3:6).
Der Top-Scorer des Vize-Weltmeisters erzielte allein neun Korbtreffer, und das machte letztlich den Unterschied aus. "Der war einfach nicht auszuschalten", sagte Co-Trainer Thomas Kupka nach der Nachtschicht in Ungarns vom Hochwasser heimgesuchter Donau-Metropole.
Die Partie gegen Belgien nahm zunächst den erwarteten Verlauf. Nach 23 Minuten lag der Favorit mit 6:0 vorn (fünf Mal Cleyman), und es roch kräftig nach einer ähnlich deftigen Abreibung wie vor vier Jahren im "kleinen EM-Finale", als die Belgier sich den Frust der "historischen" Niederlage gegen den Außenseiter Tschechien mit einem 29:9-Kantersieg von der Seele geworfen hatten. Deutschland musste damals büßen für den verpassten Einzug der Belgier ins "traditionelle" Endspiel gegen den Erzrivalen Holland.
Doch siehe da: Rabea Cramer, Saskia Strothmann und Marcel Balzuweit landeten drei Treffer in Folge, und zur Pause stand es urplötzlich nur noch 6:3 für Belgien. Henning Eberhardt, nochmal Balzuweit und Andre? Heppner verkürzten nach Wiederanpfiff gar auf 6:7 - der Favorit geriet mächtig ins Wanken, und erneut kursierte der ungeliebte Geruch einer Sensation über der belgischen Bank. "Underdog" Deutschland auf den Spuren der Tschechen.
Das Cramer-Team ließ sich nicht abschütteln, witterte seine Chance. Cornelia Büsing und Rabea Cramer verkürzten auf 9:10 (43.). Doch in der Schlussphase schlug Cleyman wieder zu, ein echter "Knipser", der im entscheidenden Moment den "tödlichen Treffer" zu setzen versteht. Belgien gewann schließlich mit 17:10 und zog doch wie erwartet ins Finale ein.
Die Überraschung war also ausgeblieben. Für das Cramer-Team bleibt das "kleine Finale", und das ist mehr als nur ein Trostpflaster. Vielmehr ist es die Erfüllung der Zielvorgabe des Nationaltrainers, und schon jetzt eine respektable Bilanz. Die starke Vorstellung der deutschen Korbjäger nötigt Respekt ab. Im "kleinen Finale" am Samstag soll nun voraussichtlich gegen Tschechien der gute Turnier-Auftritt gekrönt werden. Zum ersten Mal in der EM-Geschichte kann Deutschland nach Bronze greifen.
20.04.2006 WAZ, CAS von Ralf Schacht
von dduelfer