14. Oktober 2014

EKC * Das deutsche Team auf dem Weg nach Maia

Zu Beginn der Vorbereitung auf die diesjährige Korfball-Europameisterschaft in Portugal war die Liste der Trainingseinheiten noch lang, Korfballdeutschland hatte einen neuen Bundestrainer engagiert und es galt einige „altgediente“ Korfballer in den Reihen unseres Nationalteams zu ersetzen. Es schien alles andere, als eine leichte Aufgabe zu sein, ein starkes Team auf die iberische Halbinsel zu schicken. Von den finanziellen Engpässen zur Finanzierung eines solchen Events wollen wir mal gar nicht sprechen. Auch personaltechnisch sah es nicht so rosig aus. Kein Co-Trainer und kein Teammanager in Sicht. Schlechte Nachrichten genug. Und wo stehen wir heute? Unser Team fliegt in weniger als 2 Wochen nach Porto. Und ich sage Euch: ich habe ein gutes Gefühl….
…nicht, dass ich schon eine bestimmte Platzierung im Auge habe, oder dass ich glaube, wir landen „weit vorne“, aber es ist etwas Anderes: Unser Team ist ein „Team“ geworden. Die Entwicklung, die die Mannschaft unter dem neuen Bundesstrainer Ruben Boode genommen hat, beeindruckt mich. Boode, 29 Jahre jung, ein diplomierter Korfballtrainer, der neben dem deutschen Team noch die NL Auswahl Oost U 19 trainiert, kannte natürlich keinen der deutschen Spieler. Er musste sich auf die Auswahl verlassen, die bei der ersten Trainingseinheit in der JRR Halle in Castrop-Rauxel auf dem Platz stand. Ein deutscher Co-Trainer stand in der Kürze nicht zur Verfügung. Detlef Dülfer assistierte Boode hervorragend, wohlwissend, dass er aus beruflichen Gründen das Team nicht nach Porto begleiten könnte. Vincent van der Slot,33, in den NL Assistent von Ruben Boode wurde verpflichtet und unterstützt seitdem neben Detlef Dülfer die Trainingsarbeit.
Mittlerweile sind neue Spieler in den Kader integriert. Markus Reitz spielt aktuell bei ASV Swift/NL und darf wegen seines deutschen Passes in unserem Team spielen. Sven Müller ist seit langer Zeit dabei, studiert aber in Groningen und hat immer lange Anreisen zu absolvieren. Vergessen wir auch nicht, dass unsere U 21 in diesem Jahr schon in Tschechien zur U 21-EM war und für einige talentierte Nachwuchsspieler die doppelte finanzielle Belastung einfach zu groß war, um auch noch nach Porto zu fahren. Dazu im Laufe der Vorbereitung die verletzungsbedingten Absagen von Fabian Kloes und Johanna Peuters.
Die ersten Testspiele sind absolviert. Im September spielten wir im niederländischen Wageringen gegen die NL U19 Oost. Wir gewannen knapp 16:15, aber das Ergebnis zählte nicht. Boode und van der Slot wollen dem Team eine effektivere Spielweise geben, dazu bedarf einer Menge gemeinsamer Trainingseinheiten und Spielpraxis. Die sammeln wir gerade. Es gibt „gefühlt“ keine Stamm-Acht, alle Spieler werden eingesetzt. Vor 2 Wochen absolvierten wir zwei Einheiten in Form von Länderspielen gegen die tschechische Nationalmannschaft in Porz-Eil. Herzlichen Dank an dieser Stelle nochmal an Torsten Strietzel und seinem Team vom TV Ensen-Westhoven. Wie schwer es ist, am Tag der deutschen Einheit eine Halle und Schiedsrichter zu bekommen, haben wir ja gesehen.
Am vergangenen Wochenende waren wir von Freitag bis Sonntag Gäste des KNKV, des Niederländischen Korfball-Verbandes und des Eindhovener Korfballvereins Rust Roest. Wir waren das gesamte Wochenende eingebunden in das Trainingswochenende des amtierenden Weltmeisters. Das Testspiel gegen die NL verloren wir in den zwei Halbzeiten 21 : 10 und 19 : 3, gesamthaft also 40 : 13. Auf die Frage „warum muss man zwei Wochen vor der EM gegen das beste Team der Welt spielen?“ antwortete Boode: „ wir wollten den maximalsten Druck spüren, der möglich ist.“ (Haben wir gespürt, Anm. des Autors). Boode weiter: „ wir wollten testen, wie einige unserer neuen Taktiken und Spielzüge unter maximalem Druck zu realisieren waren. Das ist uns gelungen. Nur das war unser Ziel“. Das wir gegen den Titelverteidiger nur verlieren können, ist klar. Da spielt auch die Höhe keine Rolle.
Spannung ist schon vorhanden
Anna Schulte und Katharina Holtkotte, D - NL Zuid
Gewonnen hätten wir allerdings gerne am Sonntagnachmittag gegen NL ZUID. Wir führten fast immer, mussten nur zur Halbzeit ein 8:8 hinnehmen. Bis zum 17:17 war es korbmäßig ausgeglichen, dann schafften unsere Trainingspartner noch zwei Körbe und wir gingen als Verlierer vom Platz. Van der Slot:“ Nach dem langen Wochenende waren wir müde, aber wir sind als Team zusammengewachsen“. Das Wochenende in Eindhoven hat dem Teamgeist gut getan. Wir kommen nur in kleinen Schritten voran, aber wir kommen voran. Am kommenden Wochenende fahren wir nach Antwerpen/Belgien und spielen gegen den Vizeweltmeister. Warum nicht? Wir wollen wissen, was uns maximal erwartet. Wir wollen in zwei Wochen gegen England und Russland gewinnen, um ins Viertelfinale einer Europameisterschaft zu kommen.
Natürlich gibt es, auch gerade heute, in der aktuellen Situation des deutschen Korfballs, sicher Fragen nach Prioritäten und Verhältnismäßigkeiten, nach Wichtigkeit von Korfball international oder regional. Stimmt. Auf diese Fragen müssen wir Antworten finden. Sie sind ganz wichtig. Aber erst in drei Wochen. Jetzt bitte ich Euch, unser Team von talentierten und motivierten Spielern auf dem Weg nach Maia, einer kleinen Stadt neben Porto, zu unterstützen. Unser Team verdient es, jetzt Eure Aufmerksamkeit zu bekommen. Wir wollen ins Viertelfinale, wir wollen uns für die WM in Belgien im nächsten Jahr qualifizieren. Das Team will viel mehr – und das ist gut so. Denn nur mit hoher Motivation können wir die Ziele erreichen, die nicht nur für jeden Einzelnen, sondern auch für den deutschen Korfball wichtig sind, besonders in finanzieller und förderungstechnsicher Hinsicht.
Ich berichte Euch, wie der Weg nach Maia und in Maia weitergeht und freue mich auf Eure Begleitung.
Jochen Schittkowski, Teammanager der deutschen Korfball-Nationalmannschaft