21. Januar 2020

Feldtest beim IKF Euro Shield 2020

Die International Korfball Federation (kurz IKF) nutzt immer mal wieder Turniere um neue Regelideen oder Regländerungen zu testen. Fast schon Tradition hat es, dass die Korfball Challenge - findet jährlich nach Weihnachten in den Niederlanden statt - für Regeltests "herhalten" muss. So wurden beispielsweise die Shot Clock oder die aktuelle Auswechselregel vor offizieller Umsetzung getestet und bewertet. Zur Zeit laufen vier Regeltests, wovon eine beim Euro Shield in Bergisch Gladbach Anwendung finden wird.
Der KNKV ist mit seiner weltweit besten Korfball Liga "Korfbal League" in der Hallensaison 19/20 Showplatz für drei Regelatests. Auch die Korfball Challenge musste im Dezember 2019 wieder herhalten. Viele Korfball-Spieler, aber auch Angehörige, Freunde und Fans verfolgen die Korfbal-League-Spiele unserer niederländischen Freunde. Alle Zuschauer, ob vor dem Fernseher oder live in der Halle, wurden und werden Zeugen von Spielszenen, die sie in der deutschen Hallensaison 19/20 nicht sehen werden.
In der Korfbal-League werden folgende Regeländerungen getestet: Grüne Karte ; 2 Hauptschiedsrichter ; Strafwurfausführung. Die Korfball Challenge wurde genutzt um eine kleine aber entscheidende Regeländerung, Rund um den Freiwurf zu testen.
UND: Der IKF Euro Shield 2020, der vom 24. bis zum 26. Januar in der IGP-Halle in Bergisch Gladbach durch den TuS Schildgen ausgerichtet wird, wird, wie in der Korfbal-League, mit einer veränderten Strafwurfregel gespielt.

Strafwurf

(Anwendung: Euro Shield 2020 ; Korfbal League 19/20)
"Einen Strafwurf erhält der Angreifer, der die freie Korbchance verloren hat." Jetzt kann man sich die Frage stellen: "Es wurde doch schon immer ein Strafwurf gegeben, wenn eine Korbchance durch ein Foul verloren ging?!" Soweit richtig. Der Teufel steckt im Detail. Neu ist jetzt, dass tatsächlich DER oder DIE Spieler/in, für den oder die der Strafwurf gepfiffen wurde, diesen auch werfen muss. Typische Sätze, die wir wohl zukünftig nicht mehr hören werden, nach einem Strafwurfpfiff sind: "Ich werfe den bestimmt nicht!" oder "Wer will werfen?". Üblicherweise gibt es einen oder zwei Spieler pro Feld, die den Strafwurf sehr gerne ausführen. Nicht zuletzt, um in der Top-Scorer-Tabelle nach oben zu klettern. Das wird beim Euro Shield nicht passieren. Es wirft der oder die, für den oder für die gepfiffen wurde. Ausnahmen bestätigen die Regel: Ist der betroffene Spieler verletzt und kann das Spiel nicht fortsetzen, darf das Team einen Strafwurfwerfer bestimmen.

Freiwurf

(Anwendung: Korfball Challenge 2019)
Was bisher geschah: Der Schiedsrichter pfeift einen Freiwurf und alle Spieler versuchen schnellstmöglich die bestmöglichen Positionen einzunehmen. Oft dürfen wir bereits in der Freiwurfvorbereitung Zweikämpfe um die vermeintlich bessere Position beobachten. Der Regeltest: Im Falle eines Freiwurfs erhalten die Angreifer, von den Verteidigern ungestört, die Möglichkeit sich für die Freiwurfausführung aufzustellen. Erst wenn diese ihre Positionen eingenommen haben, wird es den Verteidigern vom Schiedsrichter gestattet sich gegenzustellen. Warum? Ist das nicht den Verteidigern gegenüber unfair? Der Freiwurf ist die Konsequenz eines schweren Foulspiels eines Verteidigers an einen Angreifer. Folglich sollten die gefoulten Spieler die Möglichkeit erhalten, sich "ungestört" aufstellen zu können.

Zwei Hauptschiedsrichter

(Anwendung: Korfbal League 19/20)
Schiedsrichter und Linienrichter. Das ist das klassische Bild bei einem Korfballspiel. Eventuell noch ein oder zwei Reserve-Schiedsrichter bei internationalen Veranstaltungen oder Finalspielen. Strenggenommen heißt der umgangssprachlich genannte Linienrichter beim Korfball eigentlich gar nicht Linienrichter, sondern Schiedsrichter-Assistent. Der entscheidende Unterschied liegt in den Kompetenzen. Der Schiedsrichter-Assistent hat die Aufgabe den Schiedsrichter bei allen Spielsituationen zu unterstützen, auch ist es ihm gestattet ins Feld zu kommen wenn es das Spielgeschehen fordert. Der Schiedsrichter-Assistent zeigt alle Regelverstöße an, die er aus seinem Blickwinkel wahrnimmt. Lediglich die "Endverantwortung" und der Pfiff liegen beim Schiedsrichter. Da der Schiedsrichter dem Assistenten in 99 von 100 Fällen folgt, da er es in den Fällen nicht besser gesehen hat oder nicht besser sehen konnte - dafür hat er einen Assistenten - wird die Fahne des Assistenten durch eine Pfeife ausgetauscht. Ein Bild, welches wir bspw. vom Handball kennen.

Die grüne Karte

(Anwendung: Korfbal League 19/20)
Die grüne Karte ist eine Ergänzung in der Farbpalette und ersetzt weder die gelbe, noch die rote Karte. Die grüne Karte soll einem Spieler bspw. bei einem schweren Foul oder ungebührlichem Verhalten gezeigt werden. Die grüne Karte sorgt für eine Zeitstrafe von fünf Minuten und eventuell für einen Wechsel. Das heißt, ein Spieler, der eine grüne Karte sieht, hat das Spielfeld für fünf Spielminuten zu verlassen. Soll das Team nicht in Unterzahl weiterspielen, muss der Spieler "ausgewechselt" werden. Ist das Wechselkontingent bereits ausgeschöpft, so muss das Spiel in Unterzahl fortgesetzt werden. Für das laufende Spiel klingt es hart. Und genau an dieser Stelle setzt die grüne Karte an. Ein Spieler soll für sein Vergehen innerhalb des Spiels bestraft werden. Eine gelbe Karte verlagert die eigentliche Strafe auf einen späteren Zeitpunkt. (In Deutschland ist ein Spieler nach der zweiten gelben Karte für das darauffolgende Spiel gesperrt.) Die genauen Vorgaben, in welchen Spielsituationen bzw. in welchen Szenarien welche Karte gezeigt werden soll, sind nicht bekannt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die "bekanntesten" Fouls und Vergehen, für die in der Vergangenheit Karten gezeigt wurden, auf die drei Farben - grün, gelb, rot - neu verteilt wurden.
Ob und wann eine der beschriebenen Regeltests in das offizielle Korfball-Regelwerk übernommen wird wird sich zeigen.
Das DTB TK Wettkampf- und Schiedsrichterwesen wünscht an dieser Stelle allen Teilnehmern und Fans viel Spaß und Erfolg beim IKF Euro Shield 2020(... mit der neuen Strafwurfregel).