14. Oktober 2018

EM2018 | Tag 1 – Sieg gegen Portugal macht uns mehr als happy

5 Sekunden vor Abpfiff sprang Henning Peuters neben mir auf der Bank auf wie ein wildgewordenes Eichhörnchen und startete seine Abklatschtour entlang der Bank. Auch zu diesem Zeitpunkt, wir waren in Ballbesitz, wusste ich ob des Sieges. 15 Sekunden vorher nicht. Wir sahen ein Nervenspiel in Drachten, bei dem das Deutsche Team Portugal mit einem Korb Differenz besiegte. Am Ende stand ein 17:16 auf der Anzeigetafel für das „Home-Team“. Und: wir waren das „Home-Team“:-).
Dieser Sieg war wichtig für uns. Natürlich ist jeder Sieg wichtig, aber für unser Ziel bei dieser EM sind die ersten Punkte „Gold wert“. Auch mit einer Niederlage hätten wir das Ziel erreichen können, aber mit einem Sieg lässt es sich besser leben. Es gab nach Spielende nur lachende Gesichter. Wer dazu wegen der körperlichen Anstrengung nicht mehr in der Lage war, bot seinen Körper für eine Umarmung an. Wer schon mal ein schweißnasses Shirt umarmt hat, weiß, dass das nicht unbedingt angenehm ist. Gestern war das egal. Die Freude war so groß, als hätten wir ein Finale gewonnen.
Die Halle sah vielleicht 50 deutsche Fans, die uns lautstark unterstützten. Unter Ihnen Vincent van der Slot, deutscher Bundestrainer 2014/2015. Sein Kommentar: „Wir haben 2 Teams gesehen, die enorm unter Druck standen. Korfball hätte heute auch besser gespielt werden können, aber es hat mit der Belastung zu tun, die ein Auftaktmatch mit sich bringt. Deutschland hat einen großen Gegner eliminiert – es war ein großer Sieg.“
Daneben stehend, es sind 30 Minuten nach Abpfiff vergangen, sagt Henning Peuters: „Ich fühle mich sehr erleichtert.“ Ich sage: „Es war ein Spiel mit enormen Gefühlsschwankungen, vor allem bei den Teammitgliedern auf der Bank“ HP:“ In der ersten Halbzeit zeigten wir ein sehr gutes Spiel, wir boten den Portugiesen eine gute Gegenwehr, es war ein Start nach unseren Erwartungen.“
Zur Erinnerung: Viertel 1 (10 Minuten): Es geht hin und her, es steht nach 10 Minuten 4:4.
Viertel 2: Wir beginnen langsam, das Spiel zu dominieren. Zur Halbzeit liegen wir 10:7 in Front. Das bedeutet natürlich nichts, aber es beruhigt. Wilco van den Bos, Bundestrainer machte in der Kabine eine enorm gute Ansprache, neben spieltaktischen Tipps war auch die moralische Motivierung wichtig.
HP: „Zu Beginn von Halbzeit zwei ging unsere Konzentration ein wenig verloren, die Portugiesen kamen heran. Dann warf POR 4 Körbe in Folge und ging zum ersten Mal seit Minute 6 in Führung. Das gute Gefühl, mit 3-Körben-Vorsprung aus der Pause zu kommen, war uns geraubt. Man glaubt zwar immer, dass es noch für uns gelingen kann, aber auf dem Feld können sich die Ereignisse schnell überschlagen.“
Ein Schlüsselerlebnis war sicher der Ausgleich durch Timon Orth zum 15:15 in Minute 35. Es war Alles wieder offen. Das Ende ist einfach erzählt: POR geht mit 16 in Front, Lea Sander gleicht aus und die nervenstarke Jana Kierdorf setzt in Minute 37 den Schlusspunkt zum deutschen 17:16-Sieg. Es war aber kein Sieg von individuellen Spielern, sondern einer der geschlossenen Mannschaftsleistung. Dabei schließe ich auch die Bank mit ein.
HP: „Es ist eben immer besser der Jäger zu sein, als der Gejagte!“.
Das machte es auch zu einem Nervenspiel, denn vergessen wir nicht: POR war bei der EM14 im Spiel um Bronze (3. Platz mit einem 22:14 gegen ENG), bei der EM16 ebenfalls (12:16 Niederlage gegen CAT) und hatte bestimmt Ambitionen, auch in Friesland weit zu kommen. Das geht immer noch, aber heute gab es erst mal von uns einen kleinen Dämpfer.
Korbschützen:
Dominic Düring4
Timon Orth3
Anna Schulte3
Anna Orth2
David Liepold1
Sven Müller1
Lea Sander2
Jana Kierdorf1
Das heutige Spiel gegen den amtierenden Vizeeuropameister Belgien startet um 14:45. Mit welcher Taktik wir in dieses Spiel gehen, wird noch entschieden. Zur Zeit befindet sich das Team zum Training in Drachten.
Gruß aus Friesland, Jochen Schittkowski, TM