18. Oktober 2018

EM2018 | Sieg über Ungarn bedeutet: H a l b f i n a l e !

(JS) Holla, holla. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Dass dieses Spiel nicht leicht werden würde, war Allen vorher klar. Da spielt sich ein Team aus der Gruppe D an deren Spitze und verdrängt in einem Extra-Match den Vierten der A-Gruppe Polen aus der „Wohlfühl“-Position der oberen Acht und verdrängt damit Polen aus der nächsten A-EM in 2020. Trifft dann danach auf den Bezwinger der Belgier und will der Korfballwelt beweisen, dass es eben dieses Deutschland, den World-Games-Vierten aus 2017, bezwingen kann. Ungarn war hochgradig motiviert, spielte mit purer Leidenschaft und kämpfte in jedem Duell, auch manchmal etwas zu hart, als wenn es um ein Finale ginge…
…wir dagegen kommen aus 4 „Endspielen“. Das erste gegen Portugal war für uns wegentscheidend. Das Spiel gegen Belgien geht in die Geschichte ein und der Kampf gegen Tschechien hat ebenfalls Kraft gekostet. Es galt, die Moral und das Gefühl für ein gefährliches Spiel auch heute, am 4. Spieltag „hochzuhalten“. Es kommt dazu, dass die Muskelverletzung von Thorben Hußmann langfristiger ist, als zunächst angenommen. Hinzu kommt eine leichte Erkältung von Dominic Düring. Beide saßen auf der Bank und konnten/sollten nicht eingesetzt werden.
Erstes Viertel: 7:5 für uns. Erste Erkenntnis: da kommt verdammt viel Gegenwehr von den Ungarn. 2. Viertel/Halbzeit: Ungarn presst weiter und gewinnt das 2. Viertel mit 4:6, unter dem Strich steht ein 11:11-Unentschieden.
Drittes Drittel: wir verlieren 2:3. Nur 5 Körbe in 10 Minuten. Man merkt: Das wird eng für uns. Nicht, dass man an eine Niederlage denken konnte. Ich hatte immer ein gutes Gefühl. Dominik Werthmann/Physio, sagt neben mir auf der Bank: „Wenn im 4. Viertel bei den Ungarn die Physis nachlässt, werden die Würfe auch unkonzentrierter“. Da braucht man aber Nerven, wenn man das bis zur letzten Minuten austesten wollte. Nicht nur, dass wir diese Nerven heute hatten, Domo hatte Recht, ab Minute 31 gelang den Ungarn weniger und das deutsche Team spielte mit der schon so oft beschworenen stoischen Ruhe (jetzt kam sie wieder, irgendwie war sie vorher auch schon mal verfolgen) auf einmal einen 7:3-Viertel-Erfolg heraus und gewann letztendlich verdient, weil mit dem Quentchen „Erfahrenheit“ mehr ausgestattet, mit 20:17 gegen einen äußerst starken Gegner Ungarn. In einem Wortgemisch aus Niederländisch/Deutsch kommt dann auch schon mal ein „Hungarien“ dabei heraus. Wilco mahnte in der Pause an: „Dies ist ein echtes Spiel. Lasst Euch von der harten Gangart der Ungarn nicht beieinflussen, spielt mit dem Kopf und nehmt nur die besten Chancen für einen Wurf.“ Gelang dann auch. Wir siegten. Nicht deutlich, aber im Ergebnis klar mit 20:17. Das reicht für den Einzug ins Halbfinale. Ein Halbfinale der EM. Da wollten wir hin. Aber: noch ist nichts erreicht. Unser Ziel liegt jenseits des Halbfinales. Das definieren wir aber morgen erst.
Und: Wie ist eigentlich eine Schiedsrichternominierung zu bewerten, die uns einen portugiesischen Referee beschert, der unser Spiel pfeift, obwohl feststeht, dass der Gegner dieses/seines Spieles Portugal ist?
Fragen über Fragen, über die wir heute, an unserm freien Tag, viel Zeit haben, nachzudenken.
Die Halbfinalisten schlafen schon. Gute Nacht aus Earnewald, Fryslan, Niederlande
Jochen Schittkowski, TM
Foto: Marco Spelten, Grafik: Jochen Schittkowski