14. Oktober 2021

EM-Report | Rückblick: heute vor 3 Jahren schlugen wir BEL

(JS) Zugegeben: wenn man mit seinem Team einen Sieg feiern kann, erinnert man sich auch später noch gerne daran. Auch wenn es ein hoher Sieg war, oder ein Sieg, der einem den Weg in einem Turnier besonderen Spaß machte. Aber muss man drei Jahre danach noch daran erinnern? An einen Sieg schon, denn er wird bei uns in Korfball-Deutschland als „historisch“ bezeichnet. Wir schreiben 2018, also erst drei Jahre her, aber es war der 14. Oktober, also heute genau vor drei Jahren. Europameisterschaft in Friesland/Niederlande. Unser Gruppenspiel gegen Belgien wird in Drachten gespielt. In meinem Tagesplan steht nichts Besonderes. 8:00 Frühstück, 9:15 FPS mit Ali und LeaS, 10:00 Training, 12:00 Lunchpakete, 14:45 Spiel gegen Belgien. Schwarze Trikots, wir sitzen rechts vom Jurytisch. Das Spiel wurde pünktlich angepfiffen…
… und hatte doch etwas Besonderes. Die erste IKF-EM im Korfball wurde (erst) 1998 in Portugal gespielt. Die finalen Platzierungen lauteten damals: 1. NED 2. BEL Deutschland wurde Sechster
2002 in Katalonien:
1. NED 2. CZE (!) Deutschland wurde Vierter
Die Variante 1. NED und 2. BEL kam dann noch 5-mal vor und wiederholte sich (fast immer) auf Weltmeisterschaften und World Games. Einzig Taiwan konnte bisher dagegenhalten.
Und dann spielten wir 2018 wieder gegen diese ebenfalls Unbesiegbaren.
Nach dem ersten Viertel stand es 5:5, nach dem 2. Viertel, also zur Halbzeit, 11:12 für Belgien. Das Spiel war ausgeglichen und man merkte zum ersten Mal: „da geht was“. Es traute sich nur niemand zu sagen, das Unaussprechliche konnte man nicht herausposaunen. In der Kabine war das anders: Eine solche Lautstärke war selten zu hören. Jeder motivierte jeden, alle Spieler wollten die Sensation.
Nach dem 3. Viertel führten wir 15:14. Dann warfen David Liepold und Steffen Heppekausen je einen Korb und wir waren „drei vor“. Belgien warf zwei: 17:16.
Die Belgier wurden nervös und das merkte man den sonst so souveränen Spielern*innen merklich an. Und je nervöser Belgien wurde, desto selbstbewusster ging unsere Acht ans Werk:
Geht da wirklich was? Steffen trifft: 18:16, Belgien trifft 2-mal, Ausgleich 18:18. Da waren noch 2:50 Min zu spielen.
Und dann haute Steffen Heppekausen dem belgischen Team „noch zwei rein“. Die belgische Moral war gebrochen, es lief nichts mehr und wir gewannen, zum ersten Mal in der EM/WM/WG-Geschichte gegen Belgien ein Pflichtspiel. Am Ende zogen wir ins Finale ein und wurden, ebenfalls zum ersten Mal in der Geschichte, Vize-Europameister.
Natürlich hat das gesamte Team gewonnen, jeder Einzelne hat sein Werk beigetragen, nur die meisten Körbe, nämlich 16 von 20 wurden von David (7) und Steffen (9) erzielt. (Zur Vervollständigung: Jana Kierdorf 2, Johanna Gnutt 1, Dominic Düring 1 Korb). Wie immer ist eine „Reduzierung“ auf die Korbschützen natürlich komplett falsch.
Selbstverständlich werden übernächste Woche die Karten neu gemischt, aber sich an diesen Sieg erinnern und hier schreiben zu dürfen, muss erlaubt sein.
Jochen Schittkowski, Teammanager A-Team
Bild: Gertrude de Vries: Steffen Heppekausen holt sich Ovationen von der jubelnden deutschen Bank, nachdem der Siegtreffer für GERMANY markiert war