28. Oktober 2021

EM-Report 9 | ... die Lage am Ruhetag

(JS) Die Sonne scheint über Antwerpen. Und eine Wolke, die sie trüben könnte, ist von meinem Zimmer im 6. Stock des Van der Valk-Hotels nicht in Sicht. Ob sie nur für uns so strahlt? Wissen wir nicht, aber strahlende Gesichter sind auf unserem Hotelflur zu Hauf zu entdecken. Der gestrige Tag war intensiv, wobei sich die eigentliche Intensität auf 40 Minuten am Nachmittag konzentrierte. Wir siegten über das Team der tschechischen Republik und ziehen als Gruppenzweiter ins Halbfinale dieser EM ein. Was das bedeutet, und ein wenig mehr, erzähle ich hier…
Zuerst dies: es ist eine enorme Erleichterung im Team festzustellen. Der Druck war gross. Das war er immer, denn die Ausgangslage war vor 2 Monaten, vor 2 Wochen oder vor 2 Tagen immer dieselbe. Nur wenn man direkt vor der Entscheidung steht, nimmt man sie anders wahr. Das Kribbeln wird schwerer, der Schweiß auf der Stirn nasser, der Puls höher. Es galt, das verkündete Ziel zu erreichen oder es auch zu verpassen.
Wir wollten in das Spiel um Bronze. Und wir sind dort. Alles andere sehen wir am Finaltag.
Aber es gab andere Gründe, die hier wichtig waren: wir sind jetzt für die Korfball-Weltmeisterschaften 2023 in Taiwan qualifiziert. Zur Erinnerung: für die 6 europäischen Teams, die im nächsten Jahr an den WorldGames in den USA teilnehmen galt: Bis Platz 7 dieser EM = Qualifikation für die WM. Man wollte den USA-Fahrern nicht die Last aufbürden, nach den WorldGames noch ein Qualifikationsturnier spielen zu müssen. Das gibt es nämlich für die „restlichen“ Europa-Teams. Wir können uns jedenfalls schon mal mit Taiwan, korrekte politische Bezeichnung: Chinese Taipeh, beschäftigen.
Heute jedenfalls ist ein Ruhetag angesagt, den nicht nur unser Team dringend braucht. Die Lage ist entspannt. Die Verletzung von Anna Goepfert gestern war ein Umknicken im Fußgelenk, keine „schwerwiegende“ Verletzung. Natürlich ist diese Diagnose einerseits beruhigend, anderseits bleiben nur noch 2 Tage zur Rekonvaleszenz. Denn: Im Halbfinale gegen die Niederlande morgen wird Anna nicht auflaufen.
Unser Gegner im Halbfinale heißt also Niederlande. Witzig ist, dass in den Köpfen gar nicht NED schwebt, sondern ENG. Denn die Engländer schlugen gestern Portugal und sind damit unser Gegner im Spiel um Bronze. So funktioniert die Korfballwelt: Die Halbfinalspiele sind noch gar nicht gespielt, und doch werden sie NED und BEL als Sieger zugeschrieben.
Für die Vorabinfos der MATCHDAYs morgen mehr. Heute ist Ruhe angesagt. Auf dem Tagesplan ist kein Dresscode vorgeschrieben. Zivil ist angesagt. Das Team nimmt aktuell die Dienste der Physios Dominik Werthmann und Tobias Kehlenbach in Anspruch, man geht in die Sauna oder spazieren. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Sportcenter Boeckenberg ist der Nachmittag zur freien Verfügung. Vielleicht ist Sightseeing in Antwerpen angesagt.
Parallel dazu startet heute der IKF-World-Congress, an dem auch das deutsche DTB-TK teilnimmt. Am Abend schließt sich die Gala „100 Jahre Königlich Belgischer Korfball Bund“ an. Die Nächte bleiben also lang, zumindest für den Stab.
Es freu sich darauf Jochen Schittkowski, Teammanager A-Team, Zimmer 609, Van der Valk, Antwerpen