27. Oktober 2014

EKC Report 4 * Spiel gegen England verloren

Wir wollten zwei Punkte und haben sie nicht. Das Team war niedergeschlagen, wir haben gegen England verloren. 20:16. Deutlich? Ja? 4 Körbe Differenz. Nein, nur vier? Zum Verlieren reicht ein Korb Differenz. Wir haben immer zurückgelegen, nur beim 10:10 gab es einmal einen Ausgleich. Wir haben gekämpft, wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber die Engländer waren treffsicherer. Versuchen wir eine Analyse.
Direkt nach dem Spiel war die Enttäuschung groß. Niemand sagte ein Wort, wir hatten uns vorgenommen, entweder gegen England oder Russland zu punkten. Optimalerweise sogar gegen beide. Das erste Ziel ist nicht erreicht. Jeder wusste, dass wir nach dieser Niederlage nur noch eine Chance haben.
Aber die haben wir noch.
Markus Reitz, Foto: Spelten
Das ist die Botschaft, die heute Abend wichtig ist. Nach 2 Minuten „cooldown“ in der Halle gab eine wichtige Ansprache durch Ruben Boode. Es gab einen kurzen Rückblich auf das Spiel, aber der Focus wurde sofort auf das nächste Spiel gelenkt. Wir spielen ein Turnier. Das nächste Spiel ist unser Wichtigstes.
Als die Spieler in die Kabinen entlassen wurden, waren dann schon 5 Minuten seit dem Schlusspfiff vergangen. Zeit genug, eine erste Analyse zu wagen.
Anna Orth, Foto: Spelten
Der Trainer sprach in mein Diktiergerät: „Wir hatten einen Plan, er hat zunächst funktioniert, vor allem im Defensivbereich, aber die Engländer hatten auch eine Antwort. Wir haben zu viele Fouls begangen, die sofort bei Freiwürfen und Strafwürfen in Gegentore zu Buche schlugen. Ich bin mit der Defensive zufrieden, im Angriff hätten wir besser sein müssen. Wir waren zu statisch, wir sind dort viel besser. Ich weiß, dass das Team viel besser ist. Wir müssen das analysieren, damit wir gegen Russland nicht diese Fehler machen.“
Tatsache: In der ersten Halbzeit war England immer in Führung. In den ersten 8 Minuten waren wir noch „nicht im Spiel“. Oder die Engländer schneller und sicherer. 0:3 ist nicht gerade ein optimaler Spielstart. Zwei Anschlusstore durch Anna Orth und Katharina Holtkotte fielen erst nach 6, bzw. 7 Minuten. Danach war die Korbdifferenz immer nur ein oder zwei Körbe. Das ließ hoffen.
Halbzeitstand 10:7 gegen uns, da noch kein Problem.
Nach der Pause werfen uns Sven Müller, Timon Orth und Anna Schulte zum 10 : 10 Ausgleich. Aber dann wieder das gleiche Bild der ersten Halbzeit: Wir vergeben viel zu viele Chancen. Gefühlte „100 Mal“ trifft unser Ball den Korbrand, fällt aber nicht hinein. Die Korbquote der Engländer ist nicht viel besser, aber eine Nuance effektiver. Das reichte heute, um gegen uns zum Erfolg zu kommen.
Noch schlimmer: nach dem Ausgleich vergeben wir (wieder einmal) einen Freiwurf und dann gelingen den Engländern 5 Körbe hintereinander und sie liegen „ fünf vor“. Das muss man dann 13 Minuten vor Schluss erst mal verarbeiten.
Boode:“ In Spielen wie diese, findet viel im Kopf statt. Oft kann man nicht reagieren, wie man es tun müsste. Obwohl wir eine Menge Korbmöglichkeiten hatten. Unsere Strategie ist im Defensivbereich aufgegangen, aber im Angriff nicht. England ist uns tatsächlich in der 2. Halbzeit etwas zu weit davongezogen und wir haben dann bei einem solchen Turnier nicht mehr die Zeit, dies aufzuholen.“
Morgen steht im gesamten Turnier ein Erholungstag auf dem Programm, der uns gerade recht kommt. Wir brauchen jetzt den Abstand zum England-Spiel. Die Erholung holen wir uns bei einem Ausflug nach Porto.
Time out Germany: es gab viel zu besprechen, Foto: Spelten
Boode: „Wir müssen unsere Strategie jetzt gegen Russland umsetzen, das Team ist dazu in der Lage.“
Das glaube ich auch. Wir spielten auf Augenhöhe mit einem kleinen Hauch mehr Fehler. Das Team ist in der Lage, das abzustellen. Es gilt jetzt, den Kopf freizubekommen.
Das machen wir morgen. Um 9:00 fahren wir mit der Metro nach Porto und haben für das Team ein Sightseeing-Programm entworfen, damit wir neue Kraft tanken, um unsere Chance zu nutzen.
Um 17.00 Uhr ist noch einmal ein Training angesetzt. Heute verloren die Russen gegen die Niederlande 41:17, also mit der gleichen Korbdifferenz wie wir.
Mein Eindruck ist aber, dass wir körperlich robuster und spieltechnisch schneller sind, als unser nächster Gegner. Jetzt drehen wir im Kopf noch den „Schalter“ um, und dann nehmen wir unsere Chance wahr. Unser Ziel war mindestens der dritte Platz in unsere Gruppe. Das ist noch möglich. Gut sogar. Ich glaube daran.
Jochen Schittkowski Maia, Portugal
von Jochen Schittkowski (geändert von Ingo Feltes)